„Aida Nova“: Vergnügungspark mit Gasantrieb: Erster Besuch auf Aidas Kreuzfahrt-Revolution

Überall an Bord der „Aida Nova“ muss noch gewerkelt werden, auch wenn sich heute hoher Besuch angekündigt hat: Die Chefs der Meyer Werft und von Aida Cruises treffen sich zur offiziellen Übergabe des größten je in Deutschland gebauten Kreuzfahrtschiffes an der Columbuskaje in Bremerhaven.

Eigentlich sollte das im Vergleich zu der „Aida Prima“ und „Aida Perla“ noch einmal um fast 40 Meter verlängerte Schiff längst mit Gästen durch die Meere schippern. Doch Probleme bei der Ausstattung und ein Brand an Bord verzögerten die Erprobungsfahrten in der Nordsee. Die für den 2. Dezember geplante Jungfernfahrt musste abgesagt werden.

Aida spricht von einem „Meilenstein für die Kreuzfahrtbranche“

Ärgerlich nicht nur für Passagiere, die  bereits gebucht hatten, sondern auch für die Kreuzfahrtindustrie, weil dieses Schiff durch innovative Technik neue Maßstäbe setzten soll. Die „Nova“ soll einer wegen ihrer Dreckschleudern in Verruf geratenen Branche endlich der Quantensprung zum Green Cruising bringen, zu umweltverträglicheren Kreuzfahrten.

Ende Oktober war am Ausrüstungskai im Eemshaven in einer der 2626 Kabinen ein Feuer ausgebrochen. Die niederländische Polizei ermittelt noch, ob Brandstiftung die Ursache war. Das war nicht der einzige Grund für die Verspätung. „Mit der Größe des Schiffes hat auch die Komplexität zugenommen“, erklärt ein Werft-Sprecher im Gespräch mit dem stern.

Bei dem Neubau handelt es sich um einen „Meilenstein für die Kreuzfahrtbranche“, wie Aida-Chef Felix Eichhorn in seiner Ansprache betont. Es ist das erste mit Liquefied Natural Gas (LNG) auf See und im Hafen betriebene Kreuzfahrtschiff weltweit.

Im Gegensatz zu Schweröl und Diesel können durch den Einsatz von Flüssiggas die Emissionen von Stickoxiden bis zu 80 Prozent und der CO2-Ausstoß um weitere 20 Prozent reduziert werden. Deshalb gibt es im Bauch des Schiffes drei 35 Meter lange Gastanks mit einem Durchmesser von 8,25 Metern.

Besseres Raumgefühl

Nicht nur bei der Technik ist der Name „Nova“ Programm. Auch für die bis zu 6600 Passagiere – ein weiterer Rekord – gibt es so viele neue Attraktionen, dass eine einwöchige Kreuzfahrt nicht ausreicht, um alles zu erleben, wie zum Beispiel die 17 Restaurant und 23 Bars. Im Time Machine Restaurant hat die Event-Kultur zum Dinner aufgetischt.

Als Mittelpunkt gilt ,wie auf anderen Aida-Schiffen, das Theatrium, das auf der „Nova“ als eine 360-Grad-Bühne konzipiert wurde und sich über die Decks 6 bis 8 erstreckt. Unter Einbeziehung der Bars können jetzt bis zu 3000 Menschen den Shows wie „Avona Dia“ oder „Nashville“ beiwohnen.

Beim ersten Rundgang wirkt das Schiff in den öffentlichen Bereichen viel breiter, obwohl die „Nova“ im Vergleich zur „Perla“ nur vier Meter in der Breite zugelegt hat. „Viele Außenräume wurden nach innen genommen“, erklärt Michael Stendebach, der bei Aida das Produkt maßgeblich entwickelt hat.

LNG: Keine erneuerbare Energiequelle

Für die Meyer Werft ist die „Nova“ auch ein Prestigeobjekt, das erste LNG-Kreuzfahrtschiff. Es werden weitere folgen, nicht nur für Aida Cruises, sondern für weitere Reedereien wie Costa und aus der Carnival-Corporation-Gruppe, dem größten Kreuzfahrt-Unternehmen der Welt. Auch MSC-Kreuzfahrten hat inzwischen fünf Neubauten mit Flüssigerdgasbetrieb unter anderem bei der STX-Werft in Frankreich bestellt.

Der neue LNG-Antrieb vermeidet den Ausstoß von Feinstaub und Schwefeloxiden. Die Kreuzfahrt ist damit endlich grüner geworden, aber noch nicht wirklich nachhaltig. Denn bei Flüssigerdgas handelt es sich weiterhin um einen fossilen Brennstoff – und damit um nicht mehr als eine Übergangstechnologie.

Bevor die „Aida Nova“ ablegt, müssen alle Besucher von Bord sein. Mit den Ehrengästen und Journalisten gehen auch viele Handwerker vom Schiff. Werkzeugkoffer werden zusammengeklappt, Schweißgeräte über die Gangway gezogen, und die Projektmanager klappen ihre Laptops zu. Männer im blauen Overall und dem Schriftzug Meyer Werft“auf dem Rücken verlassen das nun fast fertiggestellte Schiff.