In Deutschland hat die Abschiebung von 69 Afghanen in ihre Heimat kürzlich für Aufsehen gesorgt – vor allem durch eine geschmacklose Bemerkung von Bundesinnenminister Horst Seehofer. Doch nicht nur aus Deutschland, auch aus Schweden wird nach Afghanistan abgeschoben. Auch für die dortige Regierung gilt der Staat als sicheres Herkunftsland.
Elin Ersson wollte das nicht hinnehmen. Sie befand sich als Passagierin auf einem Flug der schwedischen Airline Swedavia von Göteborg nach Istanbul. An Bord war auch ein 52-jähriger Afghane, der über die Türkei nach Kabul gebracht werden sollte. Die Studentin entschied sich für zivilen Ungehorsam. Ihre Protestaktion streamte sie live auf Facebook.Video Abschiebung
Protest gegen Abschiebung: „Ich begehe kein Verbrechen“
In dem Video ist zu sehen, wie Ersson sich weigert, ihren Sitzplatz im Flugzeug einzunehmen, obwohl die Flugbegleiter sie immer wieder dazu auffordern. Sie versucht, andere Passagiere auf das Schicksal des Afghanen aufmerksam zu machen, der in seiner Heimat wahrscheinlich getötet wird, wie sie sagt.
Immer wieder betont Ersson, dass alles, was sie tue, „absolut legal“ ist: „Ich begehe hier kein Verbrechen.“ Stattdessen wolle sie nur ein Leben retten. Solange nicht alle Personen in einem Flugzeug sitzen, darf der Pilot nicht starten. Zudem hat der Pilot das Recht, dafür zu sorgen, dass eine Person an Bord die Maschine verlassen muss. Dazu fordert Ersson das Flugzeugpersonal auf.
Studentin wird für ihre Aktion gefeiert
Die Reaktionen der Mitreisenden auf Erssons Protest sind unterschiedlich. Einige Passagiere fordern sie nachdrücklich auf, sich hinzusetzen – ein Engländer versucht sogar, ihr das Handy aus der Hand zu schlagen. Auch andere Menschen stehen auf, es ist nicht ganz klar, ob sie sich dem Protest anschließen oder lediglich neugierig sind. Die junge Schwedin steht sichtbar unter Druck, nach einigen Minuten kommen ihr die Tränen.
Doch ihre mutige Aktion hat Erfolg. Nach langen Diskussionen darf der afghanische Flüchtling das Flugzeug verlassen. Auch Ersson darf nicht mitfliegen. Ob sie nun rechtliche Konsequenzen zu befürchten hat, ist laut eines Sprechers der Airline noch nicht klar. Auf Facebook, wo ihr Video mittlerweile über 600.000 Mal angesehen wurde, bekommt sie viel Unterstützung – nicht nur während, sondern auch nach ihrem Stream. „Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“, schreibt eine Userin.
Seehofer in der Kritik – „69 Flüchtlinge an meinem 69. Geburtstag abgeschoben“ 1920