Viele Menschen hören abends Musik, um besser in den Schlaf zu finden. In einer Online-Umfrage gaben mehr als 60 Prozent der Befragten an, dass sie Musik schon mal zum Einschlafen gehört haben. Klassik-Musik sei als Einschlafhilfe am beliebtesten gewesen, gefolgt von Rock und Pop, berichten die Forscher im Fachmagazin „Plos One“. Für den deutschen Schlafforscher Hans-Günter Weeß ist das grundsätzlich wenig überraschend. „Alles was entspannt, erleichtert uns das Einschlafen“, sagte der Leiter des Schlafzentrums am Pfalzklinikum in Klingenmünster und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Musik sei eine Möglichkeit von vielen.
Interview Schlafforscher 6.45Das Team um Tabitha Trahan von der University of Sheffield hatte weltweit Erwachsene auf ihre geplante Untersuchung aufmerksam gemacht, etwa über Social Media-Plattformen wie Facebook und Twitter oder per Email. Insgesamt 651 Menschen machten schließlich mit, die meisten stammten aus Großbritannien. Sie beantworteten online unter anderem an, wie oft und welche Musik sie zum Einschlafen hören, warum sie das machen und wie ihnen ihrer Ansicht nach Musik beim Schlafen hilft.
Bei Bach schlafen die meisten Menschen ein, gefolgt von Ed Sheeran
62 Prozent der Teilnehmer gaben an, mindestens einmal schon Musik zum Einschlafen gehört zu haben. Insgesamt nannten die Teilnehmer 545 Komponisten, Sänger oder Instrumentalisten als beliebte Einschlafhilfen. Mit 15 Nennungen wurden Werke von Johann Sebastian Bach am häufigsten erwähnt. Passend dazu wurde von 14 genannten Musikgattungen vor allem die Klassik als schlaffördernd wahrgenommen: Fast ein Drittel der Befragten gab das an. Nach Bach folgten Pop-Sänger Ed Sheeran und Komponist Wolfgang Amadeus Mozart mit je 13 Nennungen. Brian Eno, Coldplay und Frédéric Chopin waren weitere beliebte Einschlafhilfen.
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So schlafen Sie besser 6.20 UhrWie die Forscher weiter berichten, litten nicht alle Befragten unter Schlafstörungen. Sie wollten durch das Hören von Musik dennoch ihre Schlafqualität erhöhen. Als weitere Gründe gaben Teilnehmer an, sich mit Musik körperlich und geistig entspannen zu wollen und sich von Gedanken abzulenken, die sie sonst am Einschlafen hindern würden. Auch Gewohnheit sowie allgemeine Leidenschaft für Musik seien wichtige Gründe.
Repräsentativ sei die Online-Studie nicht, räumen die Autoren ein. Denkbar ist etwa, dass sich vor allem Musikinteressierte für eine Teilnahme entschieden hätten. Ob und wenn ja, wie stark dieser Effekt sei, könnten sie mit ihrer Studie nicht klären. Was die Forscher wissen, ist, dass mehr junge als alte Menschen mitgemacht haben. Auch dies könne die Ergebnisse beeinflusst haben. Kritisch sei auch anzumerken, dass sie über den Erfolg von Musik als Einschlafhilfe nichts aussagen können, da eine objektive Beurteilung der Schlafqualität fehle.
Wer an Schlafstörungen leide, habe außer Musik zahlreiche andere Möglichkeiten, sich selbst zu helfen, sagt Schlafforscher Hans-Günter Weeß. Betroffene müssten für sich herausfinden, welche Entspannungsmethode am besten geeignet ist. Beliebte Methoden seien etwa auch Fantasie-Reisen, anderen helfe es zu Lesen. Es gebe durchaus schon Forschungsarbeiten zum Thema Schlaf und Musik, sagt Weeß. „Aber grundsätzlich ist es wichtig, dass wir weiterhin Wege aufzeigen, die eine gute Alternative zu Beruhigungs- und Schlafmitteln bieten können.“ Das folge schon aus dem Umstand, dass zwischen einer und zwei Million Menschen in Deutschland von solchen Mitteln abhängig seien.