Sie kennen das Phänomen, wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind: Sie sitzen in der U-Bahn. Plötzlich steigt ein Fahrgast hinzu, der offensichtlich wohnungslos zu sein scheint und schon viele Tage keine Dusche mehr gesehen hat. Seine Ausdünstungen bewirken, dass sich bereits an der nächsten Station der Waggon schlagartig leert. Die Passagiere steigen in ein anderes Abteil um.
Ähnliches ist den Passagieren an Bord eines Fluges der niederländischen Fluggesellschaft Transavia widerfahren. Die Boeing 737-800 sollte am Dienstagabend von Las Palmas nach Amsterdam fliegen und dort nach viereinhalb Stunden kurz nach Mitternacht landen.
Doch die Reise nahm am 29. Mai einen anderen Lauf als geplant. Grund war ein Fluggast, der in der letzten Reihe an Bord des Billigfliegers saß. Der verhielt sich nicht ungewöhnlich, saß ganz ruhig in seinem Sitz. Aber nach Angaben von Mitreisenden duftete er nicht nach Eau de Toilette oder roch vielleicht ein wenig nach Schweiß. Es kam für die Mitreisenden viel schlimmer: Er müffelte extrem.
Crew muss auf den Service verzichten
„Der Geruch war so penetrant, dass ich glaube, der Mann hatte sich seit Wochen nicht gewaschen“, zitiert das belgische News-Portal „VRT“ den Passagier Piet van Haut. Nach dem Start breiteten sich seine Ausdünstungen derartig in der Kabine aus, dass die Crew bei Erreichen der Reiseflughöhe auf das Servieren von Getränken und Speisen verzichtete.
Den anderen Fluggästen in seiner unmittelbaren Umgebung wurde dermaßen schlecht, dass sie aus den Sitztaschen die Spuckbeutel ergriffen und sich eine Tüte nach der anderen füllte.
Die Geruchsbelästigung wurde dermaßen unerträglich, dass sich die Flugbegleiter zu einer radikalen Maßnahme entschlossen: Sie stellten den Passagier unter Quarantäne, indem sie ihn aufforderten, in der Toilette Platz zu nehmen. „Aber selbst das hat den überwältigenden Gestank nicht gelindert“, berichtet das Portal „SF Gate“.
Im Gegensatz zu Geruchsbelästigungen in der U-Bahn, wo man die Weiterfahrt leicht in einem anderen Wagen fortsetzen kann, ist ein solches Ausweichmanöver in einem vollbesetzten Flugzeug unmöglich.
Daher entschloss sich die Cockpit-Crew zu einer außerplanmäßigen Landung. Sobald die Maschine nach dem kurzen Flug von den Kanaren über das Wasser das europäische Festland erreicht hatte, landete der Flug mit dem Kürzel HV5666 auf dem Flughafen von Faro in der portugiesischen Algarve.
Dort wartete auf den Passagier ein Krankenwagen und medizinisches Betreuungspersonal. Ohne ihn setzte der Urlauberjet seine Reise fort und erreichte Amsterdam mit einer zweistündigen Verspätung gegen 2 Uhr mitten in der Nacht.
Doch obwohl der Verursacher nicht mehr an Bord war, sein Odeur schien auch auf dem zweiten Flugabschnitt immer noch mitzufliegen. „Niemand konnte den Gestank ertragen. Jeder hat versucht, seine Nase zu bedecken“, sagte ein Mitreisender.
Alle Passagiere dürften diesen Flug so schnell nicht vergessen, handelt es sich doch um einen „Fume Event“ der höchst ungewöhnlichen Art. In der Regel kommt es zu merkwürdigen Gerüchen in der Kabine aus rein technischen Gründen – durch die Klimaanlage. Bei fast allen Flugzeugen wird die Frischluft über die Triebwerke vorgewärmt, wobei es bei der sogenannten Zapfluft häufiger zu Verunreinigungen kommen kann.