Muskelkater nach einem anstrengenden Training ist unangenehm, aber normal. Die Schmerzen, die eine 18-jährige Schottin nach dem Sport entwickelte, waren jedoch so heftig, dass sie deswegen eine Ärztin aufsuchte: Sie hatte in einem Fitnessstudio ein privates Training absolviert, berichtete die junge Frau. Kniebeugen standen auf dem Programm. Immer und immer wieder hatte sie diese wiederholt.
Doch nun kann sie ihre Beine kaum noch bewegen – die Schmerzen sind zu stark. Und noch eine weiteres Problem beunruhigt die 18-Jährige: Sie muss kaum noch auf Toilette. Der spärliche Urin hat sich zudem braun verfärbt.
Bald darauf meldet sich eine weitere 18-Jährige in derselben Hausarztpraxis. Auch sie hat in dem Fitnessstudio trainiert. Ihre Arme sind angeschwollen und schmerzen so stark, dass sie sie kaum noch bewegen kann.
Dieselben Probleme plagen eine eine 24-Jährige, die ebenfalls die Praxis der Hausärztin aufsucht. Sie gibt an, wenige Tage zuvor mit Kettlebells, schweren kugelfürmigen Hanteln, trainiert zu haben. Auch sie war in demselben Fitnessstudio. Auch ihr Urin ist braun verfärbt. Die Medizinerin wird stutzig: Was hat es mit der seltsamen Serie auf sich?
Schwere Komplikation nach Training
Das Fachblatt „BMJ Case Reports“ berichtet über die drei jungen Patientinnen. Sie hatten wohl enormes Glück: Die Ärztin erkannte den Ernst der Lage sofort und schickte alle Frauen in ein Krankenhaus. Dort bestätigte sich der Verdacht der Medizinerin. Die drei Frauen litten unter einer sogenannten Rhabdomyolyse – einer seltenen, aber schwerwiegenden Komplikation nach exzessivem Muskeltraining. Die Muskelzellen der Frauen waren durch das anstrengende und ungewohnte Training aufgerissen und der Inhalt herausgequollen. Daher auch der dunkle Urin: Die braune Farbe stammt vom Muskelprotein Myoglobin.
Bei einer Rhabdomyolyse lösen sich die Muskelzellen auf. Die Muskelkrankheit kann verschiedene Ursachen haben, darunter Verletzungen oder bestimmte Infektionskrankheiten. Bei den drei Frauen liegt der Verdacht nahe, dass sie durch das exzessive Training im Fitnessstudio entstand. Auffällig daran: Die Bewegungsabläufe der Übungen waren für die drei Frauen ungewohnt und wurden auffällig oft wiederholt – weit über das übliche Maß und die Schmerzgrenze hinaus.
Trendsportarten mit Risiken
Mediziner vermuten, dass eine Rhabdomyolyse unter intensiven Sportarten häufiger auftreten kann, etwa unter Trendsportarten wie dem anstrengenden CrossFit. Auch nach einem Spinning-Kurs wurde sie schon beobachtet.
Im Krankenhaus bekamen die drei Patientinnen einen Tropf, über den sie im Laufe des Tages einige Liter Flüssigkeit erhielten. Die Kochsalzlösung soll dabei helfen, das Myoglobin aus dem Blut zu schleusen. Das ist wichtig, denn im schlimmsten Fall kann das Muskelprotein die Nieren schädigen und zu akutem Nierenversagen führen.
Glücklicherweise schlug die Therapie bei allen Patientinnen an. Sie konnten das Krankenhaus binnen ein und sechs Tagen wieder verlassen – auch ihre Nieren erholten sich vollständig, schreiben die Ärzte im Fachblatt. Wichtig war nun, dass sich auch die Muskeln wieder regenerierten. Dafür gaben die Mediziner den Sportlerinnen einen gut gemeinten Rat mit auf den Weg: Sie sollten sich viel Ruhe gönnen.