Botulismus:Ehepaar liegt monatelang auf der Intensivstation – wegen einer Portion grüner Bohnen

Selbst eingewecktes Gemüse ist eine Delikatesse – es kann aber auch zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen. Dies musste ein Ehepaar erfahren, das mit rätselhaften Symptomen in ein Krankenhaus eingeliefert wurde.

Zunächst traten sie bei einer 47-jährigen Frau auf, die mit Schwindel, Augenflimmern und Lähmungserscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Kurze Zeit später konnte sie die Augen nicht mehr öffnen, ihre Glieder nicht mehr bewegen – und schließlich war auch die Atemmuskulatur gelähmt. Etwas später kam ihr 51-jähriger Mann mit ähnlichen Symptomen ins Krankenhaus. Auch sein Zustand verschlechterte sich rapide.

Nachzulesen ist der Fall im „Journal of Medical Reports“  Die beiden Eheleute mussten monatelang im Universitätsklinikum in Halle an der Saale behandelt werden. Fünf Monate davon sei allein die Frau künstlich beatmet worden, heißt es in dem Bericht.

Paar hatte eingeweckte Bohnen gegessen

Zunächst rätselten die Ärzte. Schließlich fiel dem Sohn des Paares ein, dass seine Eltern selbst eingelegte grüne Bohnen unbekannten Alters gegessen hatten. Der Sohn hatte wegen des seltsamen Geruchs nichts von den Bohnen probiert.

Den Ärzten war daraufhin schnell klar, weshalb die Eltern so schwer krank geworden waren: Es war eine lebensbedrohliche Vergiftung, die unter dem Namen Botulismus bekannt ist. Verursacht wird sie unter anderem durch den Verzehr von verdorbenem Fleisch oder Fisch – oder eben auch eingewecktem Gemüse. In Deutschland treten laut Wissenschaftlern sehr selten Fälle von Botulismus auf, das „Journal of Medical Case Reports“ nennt zehn Fälle in der Bundesrepublik pro Jahr.

Ein Gegengift zu verabreichen ist demnach nur bis zu 24 Stunden nach der Einnahme des Gifts sinnvoll. Bei den beiden Patienten lag die Bohnen-Mahlzeit jedoch schon länger als einen Tag zurück, als sie in die Klinik kamen.

Die Patienten hatten Glück im Unglück: Trotz der schweren Symptome und obwohl Fälle von Botulismus nicht selten tödlich enden, ist es möglich, sich von dieser Vergiftung wieder vollständig zu erholen. Das war auch bei dem Ehepaar der Fall: Heute sind die beiden dem Bericht zufolge wieder gesund.

Aber sie kämpften monatelang um ihr Leben. Der Mann – er hatte etwas weniger von den Bohnen gegessen – wurde nach acht Monaten aus dem Krankenhaus entlassen, die Frau nach elf Monaten.

Um solchen Vergiftungen vorzubeugen, empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung, eingewecktes Gemüse kurzzeitig stark zu erhitzen – für mehrere Sekunden auf eine Innentemperatur von 100 Grad. Erwärmt man es auf 80 Grad, muss man das Gemüse deutlich länger kochen, mindestens sechs Minuten.

Wenn Bakterien sich im Vakuum vermehren

Die gefährlichen Bakterien können sich vor allem bei selbst eingewecktem Gemüse bilden, weil beim Einkochen die Temperaturen nicht hoch genug sind und die Keime nicht vollständig abgetötet werden. Der Erreger solcher Lebensmittelvergiftungen, Clostridium (Cl.) botulinum, vermehrt sich ohne Sauerstoff – deshalb ist gerade selbst eingewecktes Gemüse eine Gefahrenquelle. Ein Warnzeichen für den Erreger sind gewölbte Deckel. Bei Einmachgläsern sieht man die Gefahr aber oft nicht, da die Gläser starr sind und sich nicht ausdehnen können.

Neben Einweck-Gemüse können auch vakuumverpackte Lebensmittel wie Räucher- oder Wurstwaren riskant sein, wie sie beispielsweise als Mitbringsel aus dem Urlaub beliebt sind.

Keime beim Fleisch abwaschen