Morgens ins Auge und abends wieder raus: Tageslinsen sind praktisch. Die runden Sehhilfen müssen nicht gereinigt und auch nicht aufbewahrt werden. Nach ein paar Stunden Tragezeit werden sie einfach weggeschmissen. Das spart Zeit und Nerven. Doch wie sollten Tageslinsen am besten entsorgt werden? US-amerikanische Forscher sind dieser Frage nachgegangen und erklären, was Anwender keinesfalls tun sollten: Kontaktlinsen im Klo runterspülen.
Das Forscherteam um Charles Rosky von der Arizona State University befragte 400 Menschen und fand heraus: Rund jeder fünfte Kontaktlinsenträger wirft seine Linsen abends in die Kloschüssel, anstatt sie wie vorgesehen über den Hausmüll zu entsorgen.
Kontaktlinsen haben im Wasserkreislauf nichts verloren: Sie bestehen aus Plastik, werden durch physikalische Kräfte bei der Wasseraufbereitung zerkleinert und können anschließend in Form von Mikroplastik in die Umwelt gelangen. Kläranlagen nutzen zwar Filter, um feste Stoffe aus dem Abwasser zu ziehen. Kontaktlinsen sind allerdings so flexibel und biegsam, dass sie die Barrieren einfach passieren können.
Die durchsichtigen Sehhilfen sind nicht biologisch abbaubar – das fanden die Forscher mithilfe eines Versuchs heraus. Sie tauchten Kontaktlinsen in Kammern mit Bakterien, wie sie auch in Kläranlagen verwendet werden, um biologische Stoffe abzubauen. Selbst nach sieben Tage wirkten die Kontaktlinsen intakt. Laboranalysen zeigten jedoch winzige Veränderungen in der Struktur der Linsen.
Brillenträger für den Rest des Lebens
„Kontaktlinsen sind Medizinprodukte“, erklärte der an der Studie beteiligte Umweltmediziner Rolf Halden gegenüber der „New York Times“. „Man erwartet nicht, dass sie sich superleicht biologisch abbauen lassen. Das sind gute Nachrichten für die Anwender, aber schlechte für die Umwelt.“
Rund 45 Millionen US-Bürger tragen Kontaktlinsen. Die Forscher schätzen daher, dass jedes Jahr Milliarden Linsen in der Kanalisation enden. Sie sehen die Hersteller in der Pflicht: Hinweise auf den Verpackungen sollen die Verbraucher darüber informieren, wie die Linsen richtig entsorgt werden können. Bislang würden entsprechende Hinweise fehlen.
Wissenschaftler Rosky hat für sich jedenfalls eine Lehre aus den Ergebnissen gezogen: Er sei Brillenträger, erklärte er gegenüber der „New York Times“. Und werde das für den Rest seines Lebens bleiben.
Quelle: stern.de