Es gibt eine unsichtbare Verschmutzung, die ständig zunimmt. Überall auf der Welt entstehen kleine Plastikpartikel – teils handelt es sich um Material-Abschürfungen etwa von Textilien, teils werden die Partikel extra hergestellt, um sie etwa Cremes oder Zahnpasta beizumischen.
Früher oder später gelangen sie dann in die Nahrungskette. Professor Ted Henry von der Heriot-Watt University in Edinburgh erforscht eigentlich die Wirkung dieser Nano-Partikel in den Meeren. Der Einfluss der kleinen Kunststoffe auf die marinen Ökosysteme ist derzeit noch weitgehend unbekannt. Nun hat Henry eine Untersuchung abgeschlossen, wie diese Partikel in die menschliche Nahrung kommen.
Es ist nicht das Meer
Unsere Mahlzeiten sind sehr stark von diesen Partikeln verseucht. Aber nur ein Bruchteil der Partikel stammt aus den Muscheln oder dem Fisch auf dem Speisezettel. Die Nahrungsmittel nehmen die Partikel vor allem durch den Plastikstaub in der Luft auf.
Die Studie hat ergeben, dass wir bei jeder Hauptmahlzeit mehr als 100 kleine Plastikpartikel schlucken. Der Kunststoff stammt im Wesentlichen von Möbelbezügen und synthetischen Stoffen im Haushalt. Die Wissenschaftler stellten für die Untersuchung klebrige Petrischalen als Staubfallen auf den Tisch, um die Belastung durch die Schwebteilchen zu messen, berichtet die „Daily Mail“. Am Ende einer Mahlzeit befanden sich 114 Plastikfasern auf der Fläche eines Essenstellers. Dazu käme noch die Aufnahme von Teilchen während der Zubereitung. Hochgerechnet heißt dies, dass ein Mensch bis zu 68.415 potenziell gefährliche Plastikfasern pro Jahr allein durch den Staub in der Luft mit dem Essen aufnimmt.
Eine frühere Untersuchung zeigte, dass auch schon die Lebensmittel selbst mit Partikeln belastet sind. Frischer Fisch aus einer offenen Theke war mit etwa 600 Partikeln pro Kilo belastet. Bei dieser Untersuchung identifizierte man bereits die Luft als Quelle der Belastung. Denn die gefundenen Partikel waren zu groß, um durch die Nahrungskette in das Fleisch der Fische zu gelangen, so das Ergebnis der Wissenschaftler von der Universität von Portsmouth.
Starke Belastung durch die Luft
Beide Ergebnisse erfordern ein Umdenken. Dr. Ted Henry sagte: „Unsere Ergebnisse dürften für die Leute überraschend sein, die gedacht haben, dass die Belastung mit Kunststofffasern in Meeresfrüchten höher ist, als die Belastung im Hausstaub.“
Das ist alles andere als eine Entwarnung. Die meisten Menschen sind Hausstaub in viel höherem Maße ausgesetzt als der Belastung aus Muscheln. Jeder Mensch atmet ununterbrochen, dadurch filtert die Lunge etwa 12.000 Liter Luft am Tag. Die Gefahr besteht, dass ein Teil der enthaltenen Partikel in der Lunge verbleibt und sich dort allmählich anreichert.Müll_MM-Geschichte