Nordland-Kreuzffahrten: Dreckschleuder-Verbot ab 2026: Wie Norwegen die Kreuzfahrtbranche unter Druck setzt

Zum Höhepunkt jeder Nordland-Kreuzfahrt gehört ein Besuch des Geirangerfjords, dem bekanntesten Fjord des Landes, der seit 2005 auf der Weltnaturerbeliste der Unesco steht. Bei dem bis zu 600 Meter schmalen Gewässer handelte es sich um einen Seitenarm des Storfjords mit dem Ort Geiranger am Ende, der ungefähr 100 Kilometer von der Küstenlinie entfernt landeinwärts liegt.

Jedes Jahr werden die drei kleinen Orte im Fjord mit nur 4600 Einwohnern von 600.000 Auto- und Bustouristen sowie und 300.000 Kreuzfahrtreisenden besucht. „Bei 5000 bis 6000 Kreuzfahrtpassagieren am Tag sind wir am Limit“, sagte Rita Berstad Maraak vom Geiranger Cruiser Port auf der Fachkonferenz Seatrade Europa 2017 in Hamburg. Das Problem für die Anwohner: Der große Andrang der Schiffe konzentriert sich auf die drei Sommermonate. Die schwimmenden Hotels werden immer größer und hinterlassen Feinstaub, Stick- und Schwefeloxide, auch wenn sie schön längst wieder gewendet haben und zurück in der Nordsee schippern.

Kreuzfahrtzukunft_18.20Deshalb wird in Norwegen seit einiger Zeit die Sperrung berühmter Gewässer für Kreuzfahrtschiffe offen diskutiert. Denn die Kreuzfahrtschiffe stehen unübersehbar für den Massentourismus und die damit verbunden Umweltprobleme. Vidar Helgesen, der norwegische Minister für Klima und Umwelt, schätzt, dass ungefähr die Hälfte der Schiffe, die die Fjorde anlaufen, bereits vor der Jahrtausendwende in Dienst gestellt worden. „Die entsprechen nicht den modernen Umweltanforderungen“, so der Minister.

Entscheidung für emissionsfreie Schiffe

Jetzt hat das Storting, das norwegische Parlament, den Beschluss 672 gefasst, dass ab 2026 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge die Welterbe-Gewässer befahren dürfen. Bis dahin sind die Unternehmen verpflichtet, den Schadstoffausstoß der in den Geiranger- und Nærøyfjord fahrenden Schiffe den neusten umwelttechnischen Errungenschaften anzupassen. Mit der Annahme des Gesetzesentwurfes wird auch das Bemühen der norwegischen Regierung unterstürzt, das CO2-Aufkommen im Lande bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent zu verringern.

Gleichzeitig hat die Entscheidung enorme Konsequenzen für die Reedereien, die nachrüsten und ihre Flotten verjüngen müssen. Denn bis heute fährt noch kein Kreuzfahrtschiff emissionsfrei. Die bei der Meyer Werft in Papenburg in Bau befindliche „Aida Nova“ von Aida Cruises wird weltweit das erste Kreuzfahrtschiff sein, das mit Flüssigerdgas angetrieben wird. Ende des Jahres wird der Neubau in Dienst gestellt.

Seasight

Im Gegensatz zu Schweröl und Marinediesel können durch den Einsatz von Liquefied Natural Gas (LNG) die Emissionen von Stickoxiden bis zu 80 Prozent und der CO2-Ausstoß um weitere 20 Prozent reduziert werden.

E-Ferry-Boom in Norwegen

Für kleinere Schiffe wurden umweltfreundliche Schiffsantriebssysteme längst entwickelt und umgesetzt. Norwegische Fährreedereien haben weltweit Maßstäbe gesetzt. Seit 2015 verkehrt auf dem Sognefjord die erste E-Ferry der Welt, deren Batterien während der Liegezeiten aufgeladen werden. 

MiamiPort 7.55Die 80 Meter lange „Ampere“ der Reederei Nordled pendelt auf der sechs Kilometer langen Route zwischen Lavik und Oppedal bis zu 30 Mal am Tag im Liniendienst. Auch werden im innernorwegischen Insel- und Fjordverkehr zwei Kreuzfahrt-Fährschiffe im Linienverkehr nach Dänemark bereits mit Flüssiggas (LNG) betrieben.

Erst im Mai wurde die „Future of the Fjords“ des norwegischen Reiseveranstalters The Fjords in Dienst gestellt, eine reine E-Ferry in der Bauweise eines Katamaran mit Platz für 400 Passagiere. Sie wird Rundfahrten zwischen Gudvangen und Flåm im Nærøy- und Aurlandsfjord absolvieren.

Die norwegische Gesetzgebung setzt die internationalen Kreuzfahrt-Reedereien unter Zugzwang. Doch seit dem letzten Jahr hat in der Branche ein Umdenken eingesetzt. Inzwischen haben weitere Reedereien wie Costa, Royal Caribbean, Carnival Cruise Line, MSC und P&O neue mit LNG angetriebene Schiffe bei den Werften bestellt.

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