Eine Spenderlunge war die einzige Rettung für eine 53-jährige US-Amerikanerin. Die Frau hatte aufgrund einer Stoffwechselkrankheit ein Lungenemphysem entwickelt. Bei der Krankheit sind die kleinen Lungenbläschen überdehnt oder zerstört – Patienten leiden unter Atemnot und sind kaum belastbar. Die Frau bekam den linken Lungenflügel eines Spenders transplantiert und erholte sich rasch. Zwei Wochen nach dem Eingriff aß sie ein Erdnussbutter-Sandwich mit Marmelade. Der Snack kostete ihr fast das Leben. Was war geschehen?
Die Frau entwickelte durch das Erdnussbutter-Sandwich eine schwere allergische Reaktion und bekam kaum noch Luft. Das war merkwürdig, denn in der Vergangenheit hatte die Patientin Erdnüsse stets gut vertragen, berichtet ein Ärzteteam in dem Fachblatt „Transplantation Proceedings„. Das Team um den Mediziner Mazen Odish von der Universität San Diego, Kalifornien, kam schließlich der möglichen Ursache der Allergie auf die Spur: Tatsächlich hatte der 22-jährige Organspender an einer Erdnuss-Allergie gelitten – und diese offenbar mit der Lunge auf die Frau übertragen.
Allergien nach Organspenden sind extrem selten
Lungenkrebs_10.30Mazen Odish behandelte die Frau und spricht von einem „äußerst seltenen“ Phänomen. Neben diesem Fall gebe es nur fünf weitere Patienten, die nach einer Lungentransplantation mit ähnlichen Beschwerden zu kämpfen hatten. Im Blut der 53-jährigen konnten die Ärzte zwar keine für eine Allergie typischen Antikörper nachweisen. Das lag aber möglicherweise an den Medikamenten, die die Frau einnahm: Sie unterdrückten das Immunsystem und sollten verhindern, dass der Körper den Lungenflügel abstößt. Ein Allergietest auf der Haut lieferte dagegen ein eindeutiges Ergebnis: Die Frau reagierte fortan allergisch auf Erdnüsse.
Wie genau die Allergie auf die Frau übertragen werden konnte, ist noch nicht abschließend geklärt. Das seltene Phänomen kann jedoch auch bei anderen Spenderorganen auftreten, unter anderem bei Herzen und Nieren. Am häufigsten wurde es bislang nach Lebertransplantationen beobachtet. Möglicherweise werden mit dem Spenderorgan allergietypische Antikörper (Immunglobuline E) oder bestimmte Zellen der Immunabwehr übertragen, die beim Organempfänger zu allergischen Reaktionen führen können.
Spielen Medikamente eine Rolle?
Andere Studien deuten eher in Richtung bestimmter Medikamente. Demnach entwickeln Organempfänger unter dem Medikament Tacrolimus häufiger allergische Beschwerden. Tacrolimus unterdrückt das Immunsystem und kommt nach Organtransplantationen und bei Autoimmunerkrankungen zum Einsatz. Nach Informationen des Portals „LiveScience“ soll auch die 53-jährige Patientin damit behandelt worden sein.
Der Fall der Patientin zeige, dass Lebensmittelallergien des Spenders eine Rolle bei der Nachbetreuung von Organempfänger spielen können, schreibt das Ärzteteam in dem Fachblatt.
Der 53-jährigen Frau sei geraten worden, auf Erdnüsse und weitere Schalenfrüchte zu verzichten. Ob die Allergie ein Leben lang bestehen bleibt, ist unklar, so Odish. Die Frau soll sich in Zukunft regelmäßig testen lassen. In diesem speziellen Fall sei es durchaus möglich, dass die Allergie wieder von selbst verschwinde.