Eine kleine Unachtsamkeit, eine hastige Bewegung – und schon ist es passiert. Wespen stechen schnell, ohne Vorwarnung und immer dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann. Schnell landet dann alles auf dem Stich, was Linderung verspricht: Eis, aufgeschnittene Zwiebelhälften oder Speichel. Doch was taugen diese Hausmittel?
„Als Erste-Hilfe-Maßnahme hat sich Kühlen bewährt“, sagt Hanno Thomas, Referent für den Bereich Medizin bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG). Das lindere den Schmerz und vermindere die Schwellung. Am besten eignen sich dafür Kühlpacks aus dem Gefrierschrank oder Eis. Wichtig: Beide Kühlmittel sollten in ein Tuch eingewickelt werden, bevor sie auf die Haut kommen. „Sie sind sonst zu kalt, was zusätzliche Schmerzen verursachen kann.“
Er rät außerdem, Eis und Packs nicht durchgehend auf der Haut liegen zu lassen: „Nach 15 Minuten Kühlen ist es sinnvoll, mindestens 15 Minuten Pause einzulegen – immer im Wechsel. Wenn die Kälte unangenehm wird, sollte man das Kühlen unterbrechen, damit die Haut keine Schäden nimmt.“
Bei Wespenstichen kommt es sehr häufig vor, dass die Stichstelle nach 24 bis 72 Stunden noch deutlich stärker anschwillt. Solange die Schwellung schmerzlos ist, kann man es zunächst weiter mit Kühlen und Ruhigstellen versuchen. Bei Schmerzen und Gefühlsstörungen sollte der Hausarzt aufgesucht werden.
Wenn die Wespe sticht: Nässe oder Hitze mildern Symptome
Wespenstichallergie 21hIst kein Eis zur Hand, kühlt nach einem Stich auch ein feuchter Waschlappen. Grundsätzlich helfe es immer, die betroffene Stelle mit Wasser zu benetzen, so Thomas. „Zur Not tut es auch kaltes Seewasser. Das Wasser verdunstet auf der Haut und die dabei entstehende Kälte lindert den Schmerz.“
Positive Rückmeldungen gäbe es auch bei sogenannten Stichheilern, berichtet der Medizin-Referent. Sie kämen auch bei einigen DLRG-Wachstationen zum Einsatz. Dabei handelt es sich um elektronische Geräte mit einer Kontaktfläche aus Keramik. Sie erhitzt sich per Knopfdruck auf rund 50 Grad Celsius und wird für wenige Sekunden auf die Stichstelle gedrückt. „Die punktuelle Hitze soll die Eiweißmoleküle des Insektengifts aufbrechen und es so unschädlich machen“, so Thomas.
Gift aussaugen
Auch die Idee hinter dem Aussaugen von Wespenstichen sei „grundsätzlich nicht falsch“, erklärt Thomas. Das Gift verbleibe nicht im Körper und könne so weniger Symptome hervorrufen. Allerdings ergeben sich in der Praxis einige Probleme: Der Stichkanal bei Insektenstichen schließt sich in der Regel sehr schnell, und das Gift verteilt sich im Unterhautgewebe. Wer aussaugen will, muss also schnell sein, sonst verbleibt das Gift in der Stichstelle. Wem es gelingt, das Gift rauszubekommen, hat es danach im Mund – was auch nicht ideal ist. „Es könnte dann über die Schleimhäute aufgenommen werden.“
Der Experte rät daher, das Gift in jedem Fall auszuspucken oder gleich auf sogenannte Giftpumpen oder Saugstempel aus der Apotheke zu setzen. Dabei handelt es sich um kleine Geräte, die das Gift direkt aus der Wunde ziehen.
Allzweckwaffe Spucke und Zwiebel
Wem das zu umständlich ist, der kann sich mit der wohl einfachsten Methode behelfen und Speichel auf den Stich schmieren. „Das hilft ganz gut, zumindest für eine Weile“, so Thomas. Warum das so ist, ist nicht geklärt.
Eine Theorie: Im Speichel enthaltene eiweißspaltende Stoffe könnten das Insektengift zersetzen. Gut möglich, dass die Antwort aber noch viel einfacher ist: Verdunstet der Speichel auf der Haut, wird die Stichstelle gekühlt. Das könnte dazu führen, dass der Schmerz weniger intensiv wahrgenommen wird. Die Wirkung würde dann der von Wasser ähneln.
Auch eine frisch aufgeschnittene Zwiebel enthält Feuchtigkeit. Zusätzlich besitzt sie eine leicht desinfizierende Wirkung. Allerdings gilt auch hier: Viele Menschen berichten über eine Milderung der Symptome, sobald sie Zwiebeln auflegen. Eine bewiesene Grundlage auf Basis groß angelegter Studien gibt es dafür aber nicht.
Was wirkt am besten?
Gegen Schmerz und Schwellung helfen Eis, Kühlpacks oder ein feuchter Waschlappen am besten. Sogenannte Stichheiler können die Symptome ebenfalls abschwächen. Wie gut die übrigen Hausmittel helfen, sei nicht zuletzt auch immer eine Sache der Einstellung, sagt Hanno Thomas. „Wer an die Wirkung von Spucke und Zwiebeln glaubt, der empfindet tatsächlich weniger Symptome.“
Achtung ist geboten, wenn nach einem Insektenstich die Lippen anschwellen, das Schlucken oder Atmen schwer fällt oder weitere Symptome hinzukommen. In diesem Fall liegt möglicherweise eine allergische Reaktion auf den Insektenstich vor, und es muss sofort ein Notarzt über die Rufnummer 112 alarmiert werden.
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