Ganz gleich ob Hühnchenbrust, Wachtel, Gänse-Keule oder Ente: Viele Verbraucher waschen rohes Gefügelfleisch, ehe sie es garen. Der Gedanke hinter dem Arbeitsschritt ist klar: Das Wasser soll Krankheitserreger fortspülen und die Zubereitung des Fleisches gewissermaßen hygienischer machen. Doch aus Sicht von Gesundheitsbehörden ist das Waschen von rohem Fleisch sogar gefährlich. Durch spritzendes Wasser können sich Keime in der Küche verteilen – mitunter fliegt das Keim-Wasser-Gemisch mehr als 50 Zentimeter weit, warnt etwa der Nationale Gesundheitsdienst in Großbritannien, der „NHS“ (National Health Service).
Unter der Überschrift „Warum Sie rohes Hähnchen niemals waschen sollten“ nennen die Briten gleich mehrere gute Gründe, den Arbeitsschritt künftig wegzulassen. Problem Nummer Eins: Geflügelfleisch enthält häufig sogenannte Campylobacter. Dabei handelt es sich um stäbchenförmige Bakterien, die schon in geringer Anzahl zu einer Lebensmittelinfektion führen können. Werden Hähnchenkeulen und Co. nun mit Wasser abgespült, verteilen sich die Campylobacter auf angrenzenden Küchengeräten wie Spülschwämmen, Arbeitsflächen oder Schneidbrettern. Von dort können die Keime auf andere Lebensmittel wandern wie Salate und Gemüse. Es drohen Fieber, Übelkeit und Durchfall.
Punkt Nummer Zwei: Durch sorgfältiges Garen werden ohnehin alle Krankheitserreger im Fleisch abgetötet, was das Waschen überflüssig macht. „Hitze tötet alle vorhandenden Bakterien ab, inklusive Campylobacter“, heißt es seitens der „NHS“. „Durch das Waschen hingegen werden die Keime nur verteilt.“
Zum Schutz vor einer Lebensmittelinfektion rät auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) dazu, rohes Fleisch „möglichst mit einer Gabel oder einer Zange aus der Verpackung zu entnehmen“ und im Anschluss direkt in die Pfanne oder den Backofen zu geben. Alle Gegenstände, die mit dem rohen Geflügelfleisch in Kontakt gekommen sind, sollten zudem gründlich gereinigt werden. Auch sorgfältiges Händewaschen gehört dazu.
Küchenkrepp ist erlaubt
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, dass beim Braten alle Keime abgetötet werden, kann sich ein Fleischthermometer kaufen und damit die Temperatur im Inneren des Fleisches überprüfen. Als sicher gilt ein Lebensmittel laut BfR dann, wenn im Inneren für die Dauer von zwei Minuten mindestens 70 Grad Celsius herrschen.
Was aber bleibt all denjenigen, die es aus bestimmten Gründen hygienischer finden, das Fleisch vor der Zubereitung noch einmal zu reinigen? Für diese gibt es ein kleines Zugeständnis: Küchenkrepp. „Sehr feuchte Fleischoberflächen können bei Bedarf vorher mit Einmal-Küchenpapier abgetupft werden“, heißt es seitens des BfR. Aber auch für das benutzte Papier gilt dann: schnell ab damit in den Müll.