Blutsauger: Plötzlich ist ihre fünfjährige Tochter gelähmt. Den Grund findet die Mutter auf der Kopfhaut.

Für Eltern ist es eine Horrorvorstellung: Das eigene Kind steht am Morgen auf, doch irgendetwas stimmt nicht. Immer wieder fällt es hin, hat Probleme mit dem Gleichgewicht, die Beine geben nach, auch das Sprechen fällt schwer.

Für die US-Amerikanerin Jessica Griffin wurde diese Horrorvorstellung am vergangenen Mittwoch zur Realität, als sie ihre kleine Tochter Kaylin aufwecken wollte. Kaylin stand auf, fiel zu Boden, stand auf und stürzte sofort wieder. Die Mutter war beunruhigt, dachte zunächst aber, die Beine ihrer Tochter seien eingeschlafen. Sie band Kaylin die Haare zum Pferdeschwanz – und entdeckte schließlich einen kleinen roten Punkt auf der Kopfhaut. Darin: eine Zecke, die Blut saugte. Jessica Griffin war alarmiert.

Zecke sondert Nervengift ab

Wie die „Washington Post“ berichtet, entfernte die Mutter die Zecke, packte sie in eine Plastiktüte und fuhr mit ihrer Tochter ins Krankenhaus. Dort angekommen, schilderte sie den Ärzten die Symptome ihrer Tochter. Die stellten sofort die richtige Diagnose: Die kleine Kaylin war an einer sehr seltenen Nebenwirkung eines Zeckenbiss erkrankt – der sogenannten Zeckenlähmung, auch Zeckenparalyse genannt.

Die Zeckenlähmung wird durch den Stich einer weiblichen Zecke ausgelöst. Schuld sind keine Krankheitserreger, wie bei der Lyme-Borreliose oder der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Schuld an der Lähmung ist ein Nervengift, das die Zecke in ihren Speicheldrüsen bildet. Die Lähmung beginnt meist drei bis sieben Tage nachdem sich die Zecke festgesaugt hat. 

Die Zeckenparalyse tritt meist dann auf, wenn die Tiere in Kopfnähe sitzen – wohl auch, weil sie dort erst sehr spät entdeckt werden. Die Krankheit ist sehr selten und wurde bislang vor allem in Nord- und Südamerika sowie Australien beobachtet. In Europa wurden noch keine Fälle bekannt. 

Mutter entfernt Zecke – Kind erholt sich schnell

Zecken 20.45Die Lähmung äußert sich meist zuerst in den Beinen und steigt im Anschluss in die oberen Extremitäten auf. Betroffene können sich müde und benommen fühlen. In einem späteren Stadium fällt es den Erkrankten schwer zu sprechen. Im schlimmsten Fall lähmt das Gift die Atemmuskulatur, es kann zu einem Atemstillstand kommen. Kinder sind aufgrund ihrer geringen Körpergröße häufiger als Erwachsene von der Zeckenparalyse betroffen. Wird die Krankheit früh erkannt und die Zecke entfernt, bilden sich die Symptome meist schnell und folgenlos zurück. 

So war es zum Glück auch bei der kleinen Kaylin. Ihre Mutter postete noch am selben Abend ein Foto ihrer Tochter, die das Krankenhaus mit zwei Ballons in der Hand verließ: „Schaut mal, wer aus dem Krankenhaus LÄUFT“, schrieb Jessica Griffin zu dem Foto. „Es hat sich wieder alles normalisiert.“

Zecke entfernen 22.02