Seitdem Fliegen kein Privileg der oberen Zehntausend mehr ist, sondern als Massenverkehrsmittel eingesetzt wird, kommt es auch über den Wollen zu unangenehmen Begegnungen mit anderen Passagieren. Der Boom der Billigflieger in den letzten Jahren lässt Menschen aus allen sozialen Schichten ins Flugzeug steigen. Aber: Mangelnde Körperhygiene, schlechtes Benehmen und Dreistigkeit ist nicht an den Ticketpreis gebunden.
Der Verschwitzte
Meistens sind es Männer. Man sieht es ihnen nicht an und bemerkt sie erst, wenn man in ihrer unmittelbaren Umgebung Platz genommen hat. Besser gesagt: Die Nase bekommt es zu spüren: Die Typen sind „unüberriechbar“. Sie durfen nicht nach scharfen After Shave oder einem fiesen Herrenparfüm, sondern meist säuerlich. Die bitteren Körperausdünstungen haben sich bereits in der Kleidung festgesetzt und sind leider nicht ein vorübergehendes Phänomen, sondern permanent. Gerade auf Umsteigeflughäfen wie Frankfurt ist der Typus häufig anzustreffen. Steigt man in ein Flugzeug in Richtung USA und fühlt sich selber noch frisch, hat der müffelnde Sitznachbar bereits einen nächtlichen Zubringerflug aus Asien kommend hinter sich. Es gibt nur ein Gegenmittel: umsetzen. Vorausgesetzt, dass das Flugzeug nicht komplett ausgebucht ist.
Die Quasselstrippe
Dieses Phänomen ist weder geschlechts-, noch klassenabhängig und kommt von der ersten Reihe in der First Class bis zu letzten Sitzreihe in der Economy Class vor: Menschen, die ohne Ende reden, ohne dass sie gefragt werden. Sie suchen stets wahllos ihre Opfer aus, egal sie ob links oder rechts neben ihnen sitzen. Dabei haben sie eigentlich nichts zu sagen und sprechen nur von sich selbst. Dass Sie vor sich ein Buch oder eine Zeitschrift haben, die sie gerne lesen möchten, übersieht der Vielredner nonchalant. Nur bei einem Langstreckenflug kann das Essen die Quasselstrippe stoppen, allerdings hält dieser Augenblicke lediglich kurze Zeit. Da hilft es nur, entweder die Flugbegleiter nach Ohrstöpseln zu fragen und diese demonstrativ einzusetzen, oder sich die Kopfhörer des Inflight Entertainments überzustülpen.Flug Fliegen Geheimnisse Teil1 18.20
Der Ellenbogentyp
Je enger bestuhlt, desto unangenehmer führt er sich auf: der Platzhirsch in der Kabine. Er macht sich breiter als er in Wirklichkeit ist und pocht auf alleinige Benutzung der Armlehne, die sich Passagiere in der Economy Class zu teilen haben. Besonders unangenehm wird dieser Passagiertyp auf Nachtflügen, weil er mit seinen Ellenbogen auch Ihre Rippen treffen kann – meist nachdem Sie gerade eingenickt sind. Am schlimmsten trifft es Sie, wenn Sie einen Mittelsitz erwischt haben und von zwei Ellenbogentypen eingekesselt werden. Leider ist er eng verwandt mit dem nächsten nervigen Passagiertyp.
Der Rückenlehnen-Zurücksteller
Sie scheren sich kaum darum, was hinter ihrem Rücken passiert: die rücksichtlose Rückenlehnen-Zurücksteller. Mit einem spontanen Rück rasten sie ihre Lehne auf maximale Neigung. Schwupps, schon haben sie den Salat auf ihren Knien oder den Inhalt ihres Wasserbechers. Dass sich die Lehne auch per sanften Knopfdruck bedienen lässt, weiß dieser Passagiertyp nicht. Auch ein Umdrehen mit prüfendem Blick vor der Aktion ist undenkbar. Denn eine plötzlich zurückgekippte Rückenlehne engt den gefühlten Raum auch auf Augenhöhe spürbar ein. Jetzt noch Zeitung lesen? Unmöglich! An den Laptop sollte man gar nicht mehr denken, denn der Platz bei heruntergeklapptem Tischchen ist viel zu schmal. Da hilft nur ein Tipp auf die Schulter des Vordermanns und klare Ansagen. Oder mit Ryanair zu fliegen: Deren Sitze lassen sich nicht verstellen.
Der Seltenflieger
Sie oder er sitzt im Linien- oder Charterflug, nimmt häufig neben einem Platz und zeichnet sich durch eine Mischung aus Umständlichkeit und Aufgedrehtheit aus. Das Auftreten ist meist mit übertriebener Lautstärke beim Sprechen verbunden. Der Seltenflieger ist leicht an der erst am Flughafen vom Check-in ausgedruckten Bordkarte zu erkennen. Denn der Online-Check-in zu Hause am Computer mit DINA4-Ausdruck oder per Smartphone ist diesem Personentyp fremd. Beim Boarding am Gate benötigten sie Hilfe: Denn wie gehört der Barcode aufs Lesefenster? Im Flugzeug angekommen, suchen die Augen verzweifelt nach einem Hinweis auf die Sitzreihe und die Platznummer. Wo steht das bloß? Ein Tipp von Mitreisenden wird stets mit Dankbarkeit aufgenommen. Doch der Seltenflieger nervt besonders den nächsten Passagiertyp.
Der Ich-bin-wichtig-Drängler
Sie sitzen bevorzugt morgens und abends im „Flieger“, wie sie ihr Lieblings-Fortbewegungsmittel nennen. Meist sind sie aus beruflichen Gründen unterwegs und sammeln Bonusmeilen ohne Ende. Für jedermann sichtbar haben sie den grauen Vielflieger-Gepäckanhänger an ihrem Trolley befestigt. Nur weil sie von der Lufthansa mit dem Status des Frequent Traveller (FTL) beehrt wurden, glauben sie etwas Besseres zu sein. Um ein FTLer zu sein, ist es erforderlich, dass man in einem Kalenderjahr 35.000 Meilen zurücklegt oder 30 Flüge absolviert. Dann darf man vor dem Abflug auch die Lounge besuchen und Nüsschen knabbern. Beim Schlangestehen oder beim Einsteigen verdrehen sie die Augen über die Seltenflieger, bei denen alles etwas langsamer zugeht. Vor dem Abflug und gleich nach der Landung fällt diese meist männliche Spezies auf, weil sie telefonieren müssen. „Hallo, ich bin gerade gelandet.“ Sie nehmen sich eben selbst am wichtigsten.
Lesen Sie auch Teil 2 der Passagiertypen.