Seltenes Phänomen: Frau nimmt Antibiotika – dann verfärbt sich ihre Zunge plötzlich schwarz

Ungewöhnlich, aber wahr: Es gibt ein medizinisches Phänomen, bei dem sich die Zunge schwarz färbt und so aussieht, als würden kleine feine Härchen auf ihr wachsen. Passenderweise nennt sich dieser Zustand „schwarze haarige Zunge“.

Ärzte aus dem US-Bundesstaat Missouri staunten nicht schlecht, als eine 55-jährige Patientin bei ihnen vorstellig wurde und über eben jene Symptome klagte. Seit einigen Tagen leide sie unter einem seltsamen Geschmack im Mund und Übelkeit, berichtete sie. Außerdem habe sie beim Blick in den Spiegel etwas Beunruhigendes festgestellt: Ihre Zunge hatte sich dunkel verfärbt. Über den Fall berichtet das Fachblatt „The New England Journal of Medicine“. Dort ist auch ein Foto der Zunge zu sehen.

Der Mediziner Yasir Hamad ist Hauptautor der Studie. Im Gespräch mit der „Washington Post“ erklärte er, dass die Krankheit relativ selten sei. „Ich arbeite seit zehn Jahren in den USA und das war der erste Fall, den ich zu Gesicht bekommen habe“, so Hamad. Bei dem Fall der Frau aus St. Louis habe es sich um einen klassischen Fall gehandelt, so wie er „im Lehrbuch“ stehe.

Schwarz verfärbte Zunge – eklig, aber in der Regel harmlos

Zum Glück schmerzt eine dunkel verfärbte Zunge nicht und verschwindet in der Regel auch wieder. Das Phänomen entsteht, wenn sich auf den kleinen fadenförmigen Erhebungen der Zungenschleimhaut – auch Papillen genannt – abgestorbene Hautzellen anlagern. Die Papillen sind dann länger als üblich, Essensreste, Bakterien, aber auch Hefen können haften bleiben. Das bleibt nicht ohne Spuren: Mit der Zeit verfärbt sich die Zunge dunkel. Auch Rauchen, exzessives Kaffee- und Teetrinken oder eine schlechte Mundhygiene können zu der Erscheinung beitragen. In einigen Fällen entsteht eine schwarze Zunge unter Gabe von Antibiotika.

Schwarze Zunge Foto

So war es auch bei der Patientin aus Missouri. Sie hatte sich nach einem beidseitigem Beinbruch eine Infektion zugezogen und musste daraufhin Antibiotika einnehmen. Kurz nach Beginn der Therapie bemerkte sie die ersten Symptome. Wahrscheinlich hatten die Medikamente die natürliche Mundflora der Frau verändert – Hefen und andere Bakterien konnten sich ausbreiten. 

Obwohl der Zustand bedrohlich aussieht, ist er in der Regel harmlos. Yasir Hamad  riet der Frau, auf andere Antibiotika umzusteigen und besonders penibel auf ihre Mundhygiene zu achten. 

Der Spuk verschwand daraufhin schnell. Schon nach vier Wochen hatte die Zunge wieder eine normale Farbe angenommen.

Bandwurm 16.51