Venedig: Tagestouristen werden zur Kasse gebeten

Menschenmassen schieben sich über die Rialtobrücke, über den Markusplatz und durch die engen Gassen von Venedig. Bis zu 30 Millionen Besucher muss die Lagunenstadt pro Jahr verkraften. Dabei leben inzwischen nur noch 50.000 Menschen in Venedig.

Binnen zehn Jahren sind die Besucherzahlen um rund 25 Prozent gestiegen. Besonders die Tagesbesucher und Kreuzfahrttouristen sind den Einheimischen ein Dorn im Auge: Sie lassen kaum Geld in der Stadt.

Im Zuge der Diskussion über Overtourism, dem Touristenansturm im Übermaß, wurde bereits über Zugangsbeschränkungen zu Plätzen und über eine Quotierung der Besucherzahlen gesprochen.

Tagestouristen werden zur Kasse gebeten

Jetzt wird eine neue Maßnahme ergriffen: Venedig kann künftig eine Art Eintrittsgeld von Tagestouristen kassieren. Das sieht der überarbeitete Haushaltsplan der italienischen Regierung vor, der vom Parlament in Rom verabschiedet wurde.

Venedig-Besucher könnten dann je nach Saison zwischen 2,50 Euro und maximal 10 Euro für die Besichtigung bezahlen. Die Lagunenstadt kämpft seit Jahren gegen den Touristenansturm und versucht immer wieder mit verschiedenen Strategien, die Massen in Schach zu halten.

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Ortstaxe für Hotelgäste

Die Maßnahme soll nur Tagestouristen betreffen. Hotelgäste zahlen bislang eine Ortstaxe. Zu zahlen wäre der neue Betrag über die Verkehrsmittel wie Busse oder Kreuzfahrtschiffe, die die Reisenden in die Stadt bringen.

Es würden jetzt ausgewogene Regeln geprüft, die „diejenigen schützen, die in unserer Gegend wohnen, studieren oder arbeiten“, twitterte Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro. Das Geld soll vor allem für die Reinigung der Stadt genutzt werden. Der Hotelverband Federalberghi erklärte, es sei gerecht, wenn nicht nur Hotelgäste die „Rechnung zahlen“. „Unsere Städte sind Museen: Und wie in Museen ist es richtig, eine Eintrittskarte zu kaufen“, sagte Verbandspräsident Bernabò Bocca der Nachrichtenagentur Ansa.

Venedig besuchen nach verschiedenen Schätzungen pro Jahr zwischen 20 und 30 Millionen Menschen. Vor allem die Tagestouristen mit eigener Verpflegung werden kritisch gesehen, weil sie weder in der Stadt essen noch sonstige Beiträge bezahlen.

Auch in anderen italienischen Touristenstädten wurde der Ruf nach einer Lösung nach venezianischem Vorbild laut. Der Bürgermeister von Florenz, Dario Nardella, sagte der Zeitung „La Repubblica“, er unterstütze solch eine Initiative. „Man braucht ein nationales Gesetz, das für jede Kunststadt gilt.“

Quelle:stern.de