1. Die Zukunft annehmen
Das Alter beginnt nicht irgendwann. Es hat längst begonnen. Sie werden eines Tages mit großer Wahrscheinlichkeit Hilfe benötigen. Und ganz sicher irgendwann sterben. Auch wenn Sie jetzt nichts davon hören wollen. Sie können unmöglich für jeden Fall des Lebens schon heute gerüstet sein. Aber Sie und Ihre Familie können sich gedanklich vorbereiten. Kinder überlegen, was sie für ihre Eltern leisten können und leisten wollen. Eltern überlegen, wo, wie und mit wem sie alt werden möchten. Was ist für mich unerlässlich? Wobei würde ich Zugeständnisse machen? Kann ich das, was ich will, auch bezahlen?
2. Gelegenheiten zum Gespräch nutzen
Auch wenn das Thema belastend sein kann, ist es wichtig, dass Eltern und ihre erwachsenen Kinder wissen, wie sie sich die Zukunft vorstellen. Darüber muss man reden. Mit Respekt und Anteilnahme, aber auch ohne falsche Rücksicht. Die Gerontopsychologin Katja Werheid, Professorin an der Berliner HumboldtUniversität, hat zehn Tipps für konstruktive Gespräche zwischen Kindern und Eltern zusammengestellt: www.stern.de/dialogtipps
3. Eigene Fähigkeiten richtig einschätzen
Nicht jeder Mensch hat die Kraft, einen nahen Angehörigen über viele Monate, oft auch Jahre, zu Hause zu betreuen. Das gilt insbesondere für die Pflege von Demenzkranken. Prüfen Sie frühzeitig Ihre Ressourcen. Und lassen Sie sich unter die Arme greifen. Eine Kurzzeitpflege im Heim kann helfen festzustellen, ob eine solche Einrichtung vielleicht irgendwann eine dauerhafte Lösung ist.
4. Rechtzeitig vorsorgen
Eine Patientenverfügung haben immer mehr Menschen. Noch wichtiger aber ist die Vorsorgevollmacht, damit ein Angehöriger die Patientenverfügung auch durchsetzen kann. Nehmen Sie sich eine halbe Stunde Zeit, um sich abzusichern und Ihre Angehörigen für den Ernstfall handlungsfähig zu machen. Empfehlenswerte Vordrucke und hilfreiche Informationen gibt es beispielsweise beim Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (www.bmjv.de, Stichwort „Themen“/“Vorsorge“) oder bei der Stiftung Warentest („Das Vorsorge-Set“, 14,90 Euro, über jede Buchhandlung).Oma Hund Altenheim 11.33
5. Berater in Pflegestützpunkten als Lotsen nutzen
Sie oder Ihre Angehörigen haben Anspruch auf vielfältige Leistungen. Aber die Gesetzeslage zur Pflege ist kompliziert. Bei der Beantragung kann man viel falsch machen. Sie müssen das nicht allein regeln – nutzen Sie das Wissen von Experten. Im Krankenhaus ist der erste Ansprechpartner der Sozialdienst. Wertvolle Hilfe außerhalb der Kliniken leisten die sogenannten Pflegestützpunkte, die von den Pflegekassen mit Unterstützung der Kommunen betrieben werden. Die Mitarbeiter beraten individuell, kostenlos und unabhängig zu allen Fragen rund um das Thema Pflege. Im Akutfall, aber auch im Vorfeld. Den für Sie zuständigen Pflegestützpunkt erfragen Sie bei Ihrer Krankenkasse. Oder Sie geben das Stichwort „Pflegestützpunkt“ und Ihren Wohnort in eine Internet-Suchmaschine ein.
6. Finanzielle Spielräume kalkulieren
Menschen altern ganz verschieden – deshalb lässt sich nicht pauschal sagen, was das Leben später einmal kosten wird. Zur Orientierung: Die Pflegekasse zahlt bei schwerster Hilfsbedürftigkeit (Pflegegrad 5) zwischen 901 und 2005 Euro im Monat, außerdem einen Grundbetrag von 125 Euro für zusätzliche Entlastungsleistungen. Auf letzteren Betrag haben Menschen aller Pflegegrade einen Anspruch. Aber Pflege ist in der Regel erheblich teurer. Deshalb müssen Pflegebedürftige meist aus eigener Tasche zuzahlen – je nach Bedarf, Pflegeeinrichtung und Ort. Werden Umbauten an der eigenen Wohnung nötig, zum Beispiel eine Türverbreiterung oder der Einbau eines barrierefreien Badezimmers, zahlt die Pflegekasse einmalig bis zu 4000 Euro.
7. Hingehen und gucken
Gehen Sie einfach hin, wenn das örtliche Seniorenheim zum Tag der offenen Tür einlädt. Vielleicht ängstigt Sie das. Vielleicht hilft es aber auch, Blockaden im Kopf abzubauen. Sie können sich auch dafür entscheiden, sich auf eine Warteliste setzen zu lassen. Viele Heime führen solche Listen allerdings eher als Marketinginstrument, um die Qualität des eigenen Angebots zu dokumentieren. In der Praxis ist die Fluktuation in Heimen oft hoch, Pflegeplätze können nicht über längere Zeit freigehalten werden. Sich auf eine Warteliste setzen zu lassen ist deshalb eigentlich nur dann sinnvoll, wenn Sie bereits absehen können, dass Sie in naher Zukunft einen Platz benötigen. Wobei es keine Garantie gibt, den gewünschten Platz dann auch zu einem bestimmten Datum zu bekommen. Es ist also wichtig, sich zusätzlich um alternative Betreuungsformen zu kümmern.
8. Empfehlenswerte Websites zum Weiterlesen
Es gibt im Internet eine Fülle von Seiten zum Thema Pflegebedürftigkeit und Leben im Alter. Die folgenden Seiten gehören zu den empfehlenswerten. Sie können jedoch eine individuelle Beratung, zum Beispiel in einem Pflegestützpunkt, nicht ersetzen.
www.pflege.de Umfangreiches Informationsangebot, beispielsweise zu den Themen barrierefreies Wohnen oder Pflegekasse/Pflegegrade
www.bagso.de Die „Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen“ gibt viele Tipps, u. a. zur Pflege zu Hause
www.pflegelotse.de Suchmaschine des „Verbands der Ersatzkassen“ für ambulante Pflegedienste und Pflegeheime
www.zqp.de Das gemeinnützige „Zentrum für Qualität in der Pflege“ bietet eine eigene Suchmaschine, mit der sich bundesweit alle wichtigen Beratungsangebote finden lassenOP-Schwester schreibt Brief an Jens Spahn